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Geschrieben (bearbeitet)

Auf Wunsch Einiger, hier eine Beschreibung, wie man die Lenkkopflagerung, falls nötig, optimieren/ reparieren kann.

Zur Vorgeschichte, u. A. hat z. Bsp. Emil Schwarz festgestellt, das die Lageraufnahmen an Lenkköpfen oft unrund sind. Das kann bei der Bearbeitung (Drehen/Fräsen) oder beim Schweissen passieren (Schweissverzug). Kann ich so uneingeschränkt bestätigen. Auch kann man sich bei unsachgemäßem Ausbau alter Lenkkopflager, vor allem in Alurahmen, Wulste und Materialerhebungen in den Lagersitz dengeln. Ein eingepresstes Lager kann aber nur so rund sein wie sein Lagersitz.

Herr Schwarz ist auf die einfachste und sinnvollste Idee gekommen und bietet Lager mit Untermaß an, die, weil ja nicht mehr durch den Presssitz gehalten, eingeklebt werden müssen. Heerscharen zufriedener Kunden und überzeugter Tester sprechen für seine Lösung. Ich empfehle den Besuch seiner homepage.

Und wie das früher so war, dickes Mopped fahren, aber kein Geld für vernünftiges Zubehör (Marving zählt nicht, weil unvernünftig)

Eine Ersatzlösung für teuere Spezilalager sollte her. Zum Abschleifen bzw. Abdrehen von Lagern hatten wir keinen Maschinenpark bzw. nicht die Kontakte. Um vom Presssitz wegzukommen, mußte also der Lagersitz größer werden. Fräsen ging nicht, also schleifen.

Mangels Drehbank haben wir damals auf alte Lagerschalen Unterlegscheiben mit einer Sechskantmutter aufgeschweisst. Durch das Aufschweissen reduziert sich der Durchmesser der Lagerschale, so daß man sie mit feinster Ventileinschleifpaste in den Lagersitz drücken konnte.

Das sah dann so aus (bitte die Schweißqualität vernachlässigen, wir waren jung):

http://8ai7bm6u.jpg

Natürlich waren diese Schleifteile nach dem Schweissen auch nicht rund. Wenn man sich an das Prinzip des Läppens hält ist das aber Latte bzw. das Ergebins rund. Heute, mit Drehbank, stehen feinste Schleifzapfen zur Verfügung.

Die sehen dann so oder ähnlich aus.

http://6hhx9jf4.jpg

Nehmen wir als Beispiel einen Lagerdurchmesser von 55,0 mm, dann ist der Lagersitz wahrscheinlich ca. 44,98 mm. Um von der Presspassung auf eine „Wurfpassung“ zu kommen ist das Ziel ein Durchmesser von min. 55,01 mm.

Man braucht:

  • das Maß des Lagersitzes
  • den Schleifzapfen aus Stahl (bei dem Beispiellagersitz von ca. 44,98 mm dann etwas kleiner. Ca. 44,95 mm, da muß ja noch Schleifpaste mit rein)
  • verschieden gekörnte Schleifpasten, zum Ende hin wird es immer gröber, da sich der Spalt zwischen Zapfen und Lagersitz ja vergrößert
  • paar Tropfen WD40 oder dünnes Öl
  • Bremsreiniger
  • Putzlappen
  • Lagerkleber Stahlrahmen = Loctite 648 bzw. Alurahmen = Loctite 638

Los gehts:

  • Mopped steht fest ! , Gabel ist ja raus, alten Lager sind raus.
  • ein paar Lappen in den Lenkkopf stecken , um Schleifpaste, Öl und Bremsreiniger aufzufangen
  • Schleifzapfen gleichmäßig mit der feinsten Schleifpaste einstreichen
  • Lagersitz gleichmäßig ebenfalls einstreichen
  • Schleifzapfen in den Lagersitz einführen
  • http://gai22wkh.jpg
  • Wie beim Ventile einschleifen, den Zapfen mit leichten Hin-und-Her-Drehungwen von ca. 20 ° immer ein Stück weiterdrehen. Das geht mit der Zeit immer leichter, weil sowohl am Zapfen als auch am Lagersitz Material abgetragen wird bzw. auch das Schleifmittel verschleißt. Dieses HinUndHerUndWeiter ist das Grundprinzip des Läppens.
  • http://fhfefoce.jpg
  • WICHTIG, auch wenn es manchmal ruckt bzw. verkantet, der Zapfen braucht einen gleichmäßigen Druck von oben, damit der Lagersitzboden nicht schräg geschliffen wird. Also ruhig auch mal die eigene Position vorm Lenkkopf verändern.
  • Wenns dann zu leicht geht, Zapfen raus, neu Paste rein und weiter. Irgendwann passiert auch mit frischer Paste nichts mehr, dann kommt die nächst gröbere Paste usw.
  • Dann mal den Schmodder rauswischen und mit Bremsreiniger sauberspülen
  • Lagerschale ölen und testweise in den Lagersitz gleiten lassen, sollte von alleine gehen, wenn nicht weiter schleifen bis es geht
  • gleiche Vorgehensweise beim unteren Lagersitz
  • wenn beide Lagersitze auf Übermaß und sauber sind, die Schmutzfanglappen aus dem Lenkkopf nehmen und jetzt nochmals den gesamten Lenkopf innen und die Lagersitze penibelst reinigen und entfetten
  • http://bb7b57xn.jpg
  • neue Lagerschalen reinigen und entfetten
  • neue Lagerschalen entweder mit Hilfe der Gabelbrücke oder einer Gewindestange in Kleber setzen, ausrichten und handwarm fixieren. Ausrichten durch kurze Drehbewegung.

Ich bevorzuge für das Einkleben der Lagerschalen eine Lösung aus alten Lagern, Zentrierzapfen und Gewindestange, weil dann kein überschüssiger Kleber die neuen Lager und Staubdichtung versifft.

Das sieht dann so aus:

usdapzbb.jpg

Zum Abschluss, wer sich Zapfen für Geld drehen lassen muß, nicht zufällig verschiedene Schleipasten vorrätig hat (nur die Ventileinschleifpasten der Tante reichen meist nicht) und dann noch Lagerkleber kaufen muß... Es funktioniert gut und einfacher, als es sich liest. Der Aufwand ist nicht unerheblich, einfacher ist sicherlich das Kaufen der Untermaßlager. Ausnahme, man hat sich den Lagersitz, wie auch immer, kaputt gedengelt. Dann geht hier mit Epoxy oder Alulot/Schweissen natürlich wieder was.

Hier nun die Anleitung auch noch als PDF zum Download: Lenkkopf Lagersitze schleifen.pdf

Bearbeitet von Triplemania
Geschrieben

:top: Danke :top:

Sehr instruktive Anleitung, finde ich klasse. Ich habe noch einen Rahmen als ET im Keller. Wenn der vermessen worden ist, mache ich das schamlos nach :cool:

Geschrieben

Warte noch, wenn du nicht gerade Beulen, Grate und Dellen rausschleifen willst. Ich habe jetzt 2 Lenkköpfe gemacht, weil ich einen verdellten Lagersitz hatte und sowieso die Schleifzapfen fertigen mußte. Die Zapfen sind gut für 3-4 Lenkköpfe (mit entsprechend groben Schleifpasten), danach sind sie verbraucht, sonst würde ich die Teile hier zur Verfügung stellen. Wenn du nur den Vorteil der runden Lagerschalen haben willst, dann kann ich demnächst evtl. Untermaßlager anbieten bzw. wenn es klappt, werde ich mal den Bedarf hier erfragen und ggf. eine bezahlbare Kleinserie auflegen / auflegen lassen.

Geschrieben

Mach doch die schleifzapfen aus VA, sollten länger halten ;-)

Aber schöne Arbeit. Hut ab .

Geschrieben

Sind aus VA :flirt: verschleissen aber trotzdem zügig. So hart ist VA ja nicht. Selbst die Dinger aus Wälzlagerstahl haben in Stahlrahmen nur 2-3 Rahmen geschafft. Macht bei den Schleifpasten ja auch Sinn, sollen ja die richtig harten Sitzringe/Ventile abrassieren.

Geschrieben

Ärger deinen Dreher und besorg dir Rohlinge aus Hardox 500 ;)

Aber schön geschrieben, je nachdem wie meine Lagersitze nach dem Ausbau der Schalen aussehen werde ich das wohl auch machen (müssen).

Geschrieben (bearbeitet)

Schon mal überlegt die Schleifzapfen mit Tesafilm zu umwickeln?

Sollte lange halten da weich, austauschbar sein und Durchmvesseertoleranzen ausgleichen -vlt. Aber auch einfach zu dick...

Untermass drehen und Kleinserie bin ich dabei, findsch super! :top:

Bearbeitet von Mattol
Geschrieben

Ich bin mein Dreher. Man nimmt halt das Zeug was gerade in der Schrottkiste liegt. Soll ja günstig sein. Hardox bekommt man ja nicht an jeder Ecke und muß dann hart gedreht werden. Für ne Lenkkofpreparatur, die ja nicht so oft vorkommt, macht man dann halt mal neue Schleifzapfen. Ansonsten gibts dann hoffentlich bald Untermaßlager, die sind dann auch nicht teurer.

Bei bezahlbar meine ich maximal 20 - 25 € pro Lager, das wäre dann für einen Lagersatz Lenkkopflager mit Staubdichtung irgendwas maximal um die 60 - 70 €, bei Verwendung von Markenlagern wie SKF. Mal schauen. Was nimmt der Schwarz aktuell für seine Lager ? Wahrscheinlich mehr, er muß aber auch davon leben. Aber das soll hier kein Sammelbestell-Threat werden, ist ja noch nix sicher.

Geschrieben

Moin !

Schöne Beschreibung, saubere Arbeit ... :top:

Herr Schwarz geht einen anderen Weg.

Da werden Lagerschalen auf Untermaß gebracht und dann eingeklebt.

Das hatten wir schon vor 30 Jahren ähnlich gemacht.

Das alte Lager an seinem Außendurchmesser

runtergeschliffen, dass es leicht in den Sitz hineinfiel.

Bei den, meistens, unrunden Sitzen die Lagerschale aufgesetzt,

geschaut, wo die schmalste Stelle des Sitzes ist und dann

das Lager vorsichtig mit dem feinen Schleifstein so

lange bearbeitet, bis es mit energischem Druck

mittels altem Lager in den Sitz passte.

Dann schön entfetten, oberes und unteres Lager

miteinander zentriert und eingeklebt.

Bei Aufwerfungen und Graten muss man natürlich den

Lagersitz im Rahmen entsprechend korrigieren.

Das Schleifen der Lager selber schadet ihnen nicht,

die sind durchgehärtet.

Funktioniert auch heute noch tadellos.

Gruss, Jochen !

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