tgessner Geschrieben 7. April 2023 report Geschrieben 7. April 2023 Hier kommt ein Beitrag in der Kategorie "unnützes Wissen." Unnütz deshalb, weil meine Erkenntnisse sich auf die 885er Speed Triple beziehen, mithin also ein Motorrad, das etwa so selten in freier Wildbahn anzutreffen ist wie der Yeti. Wissen deshalb, weil ich mit inzwischen drei (temporär, sagt meine Frau) T509 Speed Triples eine kleine empirische Basis habe, wenn es um Abstimmarbeiten geht. Also: Worum geht es? Es geht um die Frage, wie man dem kleinen Motor das nervige Ruckeln zwischen 2.500 und 2.800 Umdrehungen aberziehen kann. Das zeigte vor allem der jüngst aufgebaute "2000-Euro-Roadster:" Die Maschine war in einem komplett serienmäßigen, frisch aufgebauten und penibel einstellten Zustand unter 3.5k/min kaum fahrbar. Das Steuergerät zeigte in der Prüfsumme keine Umprogrammierungen, also ging ich auch hier vom Serienzustand aus. Merkwürdig fand ich nur, dass der Wert für den Leerlauf CO-Parameter bei Null war. Das ist insofern seltsam, als dort normalerweise ein Wert zwischen sieben und zehn steht. Um der Maschine Manieren beizubringen, arbeitete ich erst einmal die Liste der üblichen Arbeiten ab: Leerlauf CO auf die gleichen Werte wie bei den beiden anderen Speed Triples einstellen: 7.8 ergibt bei denen einen TÜV-freundlichen CO-Wert von etwa 2.5%, mit dem beide anderen Maschinen ordentlich laufen. Kürzere Übersetzung mit einem 45er statt einem 43er Kettenrad BOS-Schalldämpfer, K&N-Filter und Kennfeld 9854. Tatsächlich war die Maschine so bereits deutlich besser fahrbar, aber immer noch nicht auf dem Niveau meiner anderen beiden T509. Das war seltsam und erforderte eine genauere Untersuchung, also habe ich einen Versuchsaufbau mit Laptop/TuneECU und Abgastester aufgebaut. Den CO-Wert der T509 misst man nach Triumph-Vorgaben in einem Temperaturfenster zwischen 60 und 80 Grad des Kühlmittels. Nach dem Warmfahren maß ich einen CO-Wert von etwa 2.5%, also erwartungsgemäß auf dem Niveau der beiden anderen Maschinen. Vorherige - zugegeben amateurhafte - Versuche mit gezieltem Anfetten des Gemischs im fraglichen Drehzahlbereich mit TuneECU hatten keinen Erfolg gezeigt, also blieb tatsächlich nur der Leerlauf CO-Parameter als Stellhebel. Im Leerlauf und mit angeschlossenem CO-Tester erhöhte ich schrittweise den Parameter und konnte bereits hören, dass der Motor sauberer zu laufen begann. Nach mehreren Testrunden pendelte sich der optimale Parameterwert bei 13.3 und einem CO-Wert von 4.1% ein. Damit ist die Maschine noch innerhalb der von Triumph vorgegebenen Grenze von 4.5% CO und sollte beim TÜV keine Probleme machen. Und das Ruckeln ist, abgesehen von einer Resonanz bei knapp 3k/min, verschwunden. Spaßeshalber habe ich dann diesen Wert auf bei einer meiner anderen T509 verwendet - was allerdings überhaupt nicht funktioniert hat: Der Leerlauf stieg auf 2k/min, die Einspritzmenge im Leerlauf war also deutlich zu hoch. Aber auch hier konnte ich durch ein Anheben des Werts von 7.8 auf 10.9 einen etwas weicheren Lauf zwischen 2.500 und 3.000/min erzielen, der CO-Wert lag hier bei etwa 3.5%, also ebenfalls noch im legalen Bereich. Was habe ich gelernt? Im Serienzustand sind die Maschinen wenig überraschend sehr mager abgestimmt und diese Abmagerung ist bei einem sonst funktionierenden Motorrad die wahrscheinliche Ursache für das Konstantfahrruckeln. Der Hebel für die Lösung des Problems ist eine systematische Einstellung des Leerlauf CO-Wertes. Mit einem einfachen Abgastester kommt man der Ursache schnell auf die Spur. Und wenn der nicht vorhanden sein sollte: Man kann auch mit genauem Hinhören feststellen, wann der Motor in einen gesunden CO-Bereich kommt. bernd w., Krylov, Tuebinger und 6 Weitere reagierten darauf 2 7 Zitieren
Jochen ! Geschrieben 8. April 2023 report Geschrieben 8. April 2023 Moin Nicht uninteressant. Womit, an welcher Stelle und wie hast Du die Abgaswerte ermittelt ? Gruss, Jochen ! Zitieren
tgessner Geschrieben 8. April 2023 Autor report Geschrieben 8. April 2023 vor 33 Minuten schrieb Jochen !: Womit, an welcher Stelle und wie hast Du die Abgaswerte ermittelt ? Hallo Jochen, mit einem einfachen Gunson CO-Tester, Abgassonde im Auspuff. Tuebinger reagierte darauf 1 Zitieren
Jochen ! Geschrieben 8. April 2023 report Geschrieben 8. April 2023 Dann sind die Werte leider nur recht grobe Schätzungen. Was hinten am Dämpfer rauskommt, das hat 1 - 2 % Abweichung zum realen Wert, den man kurz hinter dem Auslass misst. Das reicht für den TÜV, der damit eh nur Geld schneidet, aber nicht für reale Aussagen. Dazu kommen noch die Abweichungen des Gunson, welche ebenfalls im ganzen %-Bereich liegen. Für relevante Messungen brauchst Du eine zweite Stelle hinter dem Komma. Mit dem Wertesystem kannst Du leichte Verbesserungen erzielen, was besser ist als gar nichts. Für richtige und reproduzierbare Werte reicht das lange nicht, wie Du ja auch in den Vergleichsmessungen an den anderen Mopeds festgestellt hast. Immerhin ein Anfang mit ein wenig Erfolg. Man kann an diesen Baujahren die Zylinder nicht einzeln ansteuern, was sehr nachteilig ist. Gut wäre eine Adaption anderer Injektoren mitsamt der entsprechenden Software, aber das ist ein Kapitel für sich. . Zitieren
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